21.2.07

KÖLNER, IHR SEID STEINZEITMENSCHEN!

Meint zumindest Manfred "Biedermanni" Rouhs. Dann plaudert der Rechtsextremist aus dem Nähkästchen: Warum er nicht die "Fleckenjacke aus dem letzten Krieg", sondern lieber Anzug trägt

Stellen Sie sich mal spaßeshalber vor, SPD-Boss Kurt Beck würde ein Papier über die Strategie der SPD im Rahmen der Großen Koalition verfassen. Stellen wir uns vor, dieses Strategiepapier hieße: "So hauen wir Sozis Kanzlerin Merkel über's Ohr". Und die zentrale Passage dieses Papieres lautete: "Angela Merkel ist eine politische Neandertalerin. Dem müssen wir Tribut zollen, wollen wir sie erfolgreich manipulieren. Aber wir Sozis müssen uns dabei gut tarnen!" Stellen wir uns ferner vor: Die SPD würde dieses Strategieapier im Internet veröffentlichen, auf dass jeder es lesen könnte. Auch Frau Merkel...

***

Wäre das eine kluge Vorgehensweise? Eher nicht. Würden die Sozis sich als gute Strategen ausweisen? Wohl kaum!

***

Denn: Die eigene Strategie auszuplaudern ist so ziemlich der dümmste Fehler, den ein politischer Akteur begehen kann. Das gilt insbesondere dann, wenn die ausgeplauderte Strategie sich darauf bezieht, wie man Menschen zu manipulieren gedenkt: "Hey Leute, lest selbst, wie wir Euch verar###en werden!"

***

So blöd kann doch kein Mensch sein? Doch, einer ist so blöd: Manfred "Biedermanni" Rouhs hat diesen schwersten aller denkbaren Fehler begangen. Er hat eine Strategiepapier ins Internet gesetzt: "Von Troublemakern und Problemlösern" heißt es. Darin plaudert er aus, dass er seine (möglichen) Wählerinnen und Wähler für Steinzeitmenschen hält, die "ohne Vorurteile nicht leben" könnten. Diesen Vorurteilen müsse man "Tribut zollen", wenn man politisch erfolgreich sein wolle. Das hat er nicht geschrieben, sagen Sie? Hat er doch:





***


Und auch das schreibt Biedermanni Rouhs: "Jeder Teilnehmer des politischen Wettbewerbs muss es darauf anlegen, als halbwegs 'normal' wahrgenommen zu werden." Ja, ist er denn nicht normal, der Biedermanni? Nein, er ist nicht "normal": Er ist bekanntlich ein Rechtsextremist, der als (Ober-)Demokrat erscheinen will. Der sich also tarnen muss. Der keineswegs so ausschauen und reden darf, wie man sich landläufig einen Rechtsextremisten vorstellt.
Und dieses Problem spricht er auch offen an: "Wer sich nicht uniformiert", schreibt Biedermanni, "wer sich nicht uniformiert hat die Schlacht bereits verloren, bevor der erste Schuß gefallen ist."
Uniform? "Uniform ist das, was auf dem Modemarkt gerade (womöglich vorübergehend) 'in' ist." Und damit seine rechtsextremen Freunde, auch und gerade die von der Skinhead-Fraktion, ihn auf jeden Fall verstehen, führt Biedermanni aus: "Uniform ist nicht die Fleckenjacke aus dem letzten Krieg."


***




Der Text enthält weitere, auf unfreiwillige Art amüsante, weil bemüht idiotensichere Benimmratschläge. Er ist also eine Art Knigge für die rechtsextreme Szene. Erschienen ist er im Jahr 2001 in der von Rouhs herausgegebenen Zeitschrift Signal (heißt heute: Nation24).

  • Zum Weiterlesen: "Von Troublemakern und Problemlösern. Über die Bedeutung von Kleidung, Sprache und der Wahl der richtigen Themen für die Teilnehmer politischer Auseinandersetzungen." [Download]