22.2.08

BÜRGERBEWEGUNG PRO STEUERHINTERZIEHUNG

"Pro NRW"-Mittelstandsvereinigung hat Verständnis für Steuersünder. Steuerhinterziehung sei eine Art Automatismus, eine "Selbstschutzreaktion des Bürgers"

Viel deutlicher kann man seine Sympathie für Straftaten und Straftäter kaum zum Ausdruck bringen. Da ist von "Gegenwehr ... per Steuerflucht" die Rede. Und von einem "natürlichen Schutzverhalten gegen Gefahren von außen zum Zwecke des Überlebens". Steuerhinterziehung sei "in den meisten Fällen" eine "Selbstschutzgegenreaktion des Bürgers". Die Straftaten hätten nur "in einigen Fällen auch" mit Gier zu tun. Kurzum:

... der wache Bürger befindet sich zwischen den Mühlsteinen und sucht den Ausweg für sich persönlich

Sie sprechen Klartext. Klartext pro Steuerhinterziehung. Also: pro Verbrechen. Sie, das sind jene "Pro NRW"-Mitglieder, die sich im Arbeistkreis "Mittelstand pro NRW" zusammen geschlossen haben.

Doch der böse Staat zeichnet sich nach dieser Darstellung nicht nur durch "unverhältnismäßige Raffgier" aus. Er macht es den armen Steuerhinterziehern auch nicht leicht. Unter Rekurs auf George Orwells düster-fiktionalen Roman "1984" stellt "Pro Mittelstand NRW" durchaus bedauernd fest:

Die Finanzbehörden verfügen ... faktisch über immer bessere Möglichkeiten, Schwarzgeld aufzuspüren und machen dabei auch vor dem Tod nicht halt.
Kein Respekt vor den Toten? Als Beispiel werden die Erben eines Mannes genannt, der durchaus nicht zu den Kleinsparern zu rechnen ist. 80.000 Euro Zinsen habe der Mann gegenüber dem Finanzamt - tja: - "verschwiegen". Im Rahmen einer Erbschaftsstreitigkeit sei die Sache aufgeflogen. Die Nachforderung des Fiskus sei "deftig" ausgefallen, beklagt "Pro Mittelstand NRW" empört:

2/3 der 80.000 EUR schwarz kassierten Zinsen sind automatisch weg.

Skandalös! Zumal "üppigen Hinterziehungszinsen von 6% pro Jahr ... nicht als Werbungskosten abgezogen", also von der Steuer abgesetzt werden könnten. Schlechter Service für Steuersünder, Du böser Staat! Bei "diesen düsteren Aussichten", meint "Pro Mittelstand NRW", sei es "nicht verwunderlich", dass Erben mit dem Gedanken spielten, "verschwiegenes Vermögen weiterhin vom Finanzamt fernzuhalten". Denn, so "Pro Mittelstand":
Das erspart lästige Deklarationsarbeiten sowie vor allen Dingen hohe Nachzahlungen und der Nachlass bleibt brutto erhalten.

Und damit keine Missverständnisse aufkommen können, stellt "Pro Mittelstand NRW" lapidar fest:

Dieser Schritt führt damit automatisch zur eigenen Steuerhinterziehung.

Da steht er nun und kann nicht anders, der arme Kamerad Steuerhinterzieher.