16.6.07

ÖSTERREICHISCHER FÜHRER WILL KÖLN RETTEN

206 Menschen klatschen. Biedermanni rechnet vor: Kosten der heutigen "Pro Köln"-Demonstration liegen für den Steuerzahler "im siebenstelligen Bereich"

Jedem der 207 Teilnehmer der heutigen "Pro Köln"-Demonstration, sofern er nicht dreifach sah, ist klar, dass er nicht einer von 600 Demonstranten war.
Jeder der 207 Teilnehmer weiß: der heutige "Trauermarsch" (Markus Beisicht) war kein Triumphmarsch.

Im Gegenteil: Die 207 Teilnehmer wurden auf der gesamten Wegstrecke beschimpft. Sprechchöre und Trillerpfeifen begleiteten den kompletten Marsch. Nicht zuletzt waren über 1000 Polizisten nötig, um den 207 Demonstranten die Straße frei zu halten.



Und obwohl jeder der 207 Teilnehmer all dies weiß, berichtet Biedermanni von 601 Teilnehmern ("600 Bürger sowie der österreichische Oppositionsführer HC Strache"). Biedermanni schreibt, dass "aus den Fenstern immer wieder 'Wir alle wählen Euch!' erschall", während "am Straßenrand die Schaulustigen" applaudiert hätten. Sein Fazit: "Voller Erfolg für Kölner Moschee-Gegner".

Soweit Biedermannis Bericht aus seinem ganz persönlichen
Second Life. Im richtigen Leben waren immer wieder Rufe wie "Schämt Euch!" oder "Haut ab!" zu vernehmen. Was aus der Demonstration mit "Deutschland, Deutschland über alles!"-Gegröhle quittiert wurde. So von einem "Pro Köln"-Demonstranten, auf dessen Plakat "Nein zum Wüsten-Bolschewismus!" stand.



Zu Gute halten kann man Biedermanni nur Eines: Seine Rede war die beste des Tages. Die beiden ausländischen Gastredner konnten Biedermanni nicht das Wasser reichen. Punkt! Biedermanni gelang es gar, mit seinen Zuhörern in einen Dialog zu treten. Biedermanni: "Tun wir hier etwa was Unanständiges?" "Nein!", riefen seine 206 Fans.

Klingt nach Kasperltheater? Die dort entscheidende Frage – "Seid Ihr alle da?" – wagte Biedermanni nicht zu stellen. "Ja", wäre die Antwort gewesen, "mehr sind wir nicht!"

Irgendwann zückte Biedermanni eine BILD-Zeitung. Das Blatt werde am Montag vorrechnen, dass der Polizeieinsatz einen Geldbetrag "im siebenstelligen Betrag" verschlungen habe.


Im "siebenstelligen Bereich"? Biedermanni bestritt diese Aussage nicht. Also wurde mindestens eine Million Euro verpulvert für den Aufmarsch der 207. Macht pro Teilnehmer mehr als 5.000 Euro. Kein billiger Tag für den Steuerzahler, der "Pro Köln" demnächst wieder über leere Kassen wird klagen hören...



Die Auflagen der Polizei: Pro 50 Teilnehmer war eine Fahne gestattet. Entsprechend waren drei Deutschland- und eine Köln-Flagge zu sehen. Das "geschlossene Marschieren in Blöcken, Reihen und Zügen" war seitens der Polizei ebenso untersagt worden wie "Embleme oder Symbole, die im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus" stehen. Man hielt sich daran.

Zumal die NPD diesmal nicht dabei war. Nach
Medienberichten versuchte die Konnkurrenzpartei von "Pro Köln" eine eigene "Spontandemonstration", die jedoch von der Polizei unterbunden worden sei. 17 NPD-Sympathisanten seien von der Polizei in Gewahrsam genommen worden.



Davon bekamen die Teilnehmer des "Pro Köln"-Aufmarsches nichts mit. Dessen Redner bedankten sich fast allesamt bei dem "Tabubrecher" Ralph Giordano, alle Redner bedienten plumpe Feindbilder. Dem P(r)öbel gefiel's. Er beklatschte sogar das Gestammel der "Pro Köln"-Vorständlerin Marylin Anderegg. Anderegg war mit der Aufgabe, eine Rede vom Blatt abzulesen, heillos überfordert.

Einmal bat sie gar um Entschuldigung, nachdem sie einen Satz in der Mitte abgebrochen hatte. Ihre Ehrlichkeit wurde beklatscht. Der heftigste Applaus jedoch wallte jedesmal auf, wenn die Wortkombinantion "Kölner Dom" fiel. Besonders anspruchsvoll ist die "Pro Köln"-Klientel offenbar nicht...




Und der "Starredner": HC Strache, der "österreichische Oppositionsführer"? Das Fernsehen seines Heimatlandes fasst seinen Auftritt wie folgt zusammen: "Strache will Köln vor Großmoschee 'retten'". Aber offenbar wartet Köln nicht darauf, von einem österreichischen (Oppositions-)Führer errettet zu werden.

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